Wenn man die Frage „Glaubst du nicht an den Osterhasen?“ gestellt bekommt und mit „nein“ antwortet, ist für die meisten Fragensteller klar, dass der Antwortende nicht an den Osterhasen glaubt. Er fühlt sich also in seiner Annahme bestätigt, obwohl er eine negative Antwort bekam. Antwortet man hingegen mit „ja“, sieht es gleich ganz anders aus: Der Fragensteller ist zunächst verwirrt und kann die Antwort nicht so recht deuten, denn damit hatte er nicht gerechnet.
Solche negierten Fragen (wie z. B. auch „Hast du keine Zeit?“) werden gestellt, wenn davon ausgegangen wird, dass die Bedeutung der Frage bereits der Wahrheit entspricht. Der Fragende hofft lediglich auf Bestätigung seiner Annahme, was schon in die Richtung einer rhetorischen Frage, die bekanntlich gar keiner Antwort bedarf, geht.
Rein logisch betrachtet würde ein „nein“ (als negative Antwort) auf eine negierte Frage der ursprünglich positiven (nicht negierten) Bedeutung der Frage entsprechen. Ein „ja“ dagegen würde die Negation bestätigen. Das ist jedoch keine auf den üblichen Sprachgebrauch anzuwendende Regel, zumindest dann nicht, wenn man bestrebt ist, die Kommunikation zu fördern.
Wie sollte man also stattdessen antworten?
Eine Alternative wäre „richtig“ bzw. „falsch“. Auch wenn diese Wörter im direkten Vergleich mit „ja“ und „nein“ kaum eine andere Bedeutung zu haben scheinen, wirken sie als Antworten auf negierte Fragen völlig anders, aber auch nicht unbedingt intuitiv verständlich.
Besser sind meiner Meinung nach „genau“ bzw. „doch“ geeignet, denn durch „genau“ wird dem Fragenden zugestimmt unabhängig davon, wie er seine Frage formuliert hat. Ein „doch“ als Antwort auf eine negierte Frage, wie z. B. die anfangs erwähnte, finde ich eindeutig.
Notfalls bleibt aber immer noch die Möglichkeit, mit mehr als nur einem Wort zu antworten und klarzustellen, was man denn konkret ausdrücken möchte. So lässt sich der Interpretationsspielraum verringern.